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Schäden vermeiden

Wildunfall – Wie verhalte ich mich richtig?

Clara von der Ropp, 4 Juli 2018

Du bist am frühen Morgen mit dem Auto unterwegs. Die Sonne geht gerade auf, die letzten Nebelschwaden ziehen über die Felder. Auf einmal eine Bewegung im Augenwinkel, und schon ist es passiert: Selbst erfahrene Autofahrer haben oftmals keine Chance, einem plötzlich auftauchenden Wildtier auszuweichen. Nicht nur für das Tier ist die Kollision fatal – auch für das Auto und seinen Fahrer kann ein Wildunfall verheerende Konsequenzen haben. Hier erfährst du, wie du dich im Ernstfall am Besten verhältst und welche Kfz-Versicherung dir hilft.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  1. Besondere Vorsicht gilt zur Brunstzeit, in der Dämmerung und auf Waldstraßen
  2. Im Ernstfall umgehend Polizei und/ oder Jagdpächter informieren
  3. Voll- oder Teilkaskoversicherung zahlt unter gewissen Umständen

Definition Wildunfall

Wenn dein Auto mit einem Tier kollidiert, gilt das nicht automatisch als Wildunfall. Schon allein aus versicherungstechnischen Gründen ist der Begriff „Wildunfall“ genau definiert.

Wann handelt es sich um einen Wildunfall?

Das deutsche Bundesjagdgesetz ordnet die folgenden Tiere der Kategorie Haarwild zu:

  • Schwarz- und Rotwild (zum Beispiel Rehe)
  • Wildschweine
  • Hasen und Kaninchen
  • Füchse, Luchse und Dachse

Wenn dein Auto mit einem dieser Tiere zusammenprallt, gilt der Unfall offiziell als Wildunfall. Am häufigsten sind laut des deutschen Jagdverbands Zusammenstöße mit Rehen (89 Prozent) und Wildschweinen (12 Prozent).

Was passiert, wenn ich mit einem anderen Tier zusammenstoße?

Wenn du beispielsweise mit einem Wildvogel zusammenprallst oder ein Haustier anfährst, wird dies nicht als Wildunfall bezeichnet. Im Straßenverkehrsrecht und auch in der Schadensregulierung der Kfz-Versicherung ergeben sich daraus andere Bestimmungen.

Wildunfälle vermeiden

Eine Kollision mit einem Wildtier kann für dich und auch dein Auto verheerende Konsequenzen haben – für das Tier endet der Zusammenstoß in den meisten Fällen tödlich. Mehr als genug Gründe also, um sich Gedanken darüber zu machen, wie Wildunfälle vermieden werden können.

Wann sind Wildtiere am häufigsten unterwegs?

Grundsätzlich gilt: In der Dämmerung sind Wildtiere besonders aktiv. Deswegen gilt vor allem am frühen Morgen und beim Anbruch der Dunkelheit besondere Vorsicht. Fahre langsam und behalte den Straßenrand im Blick. Nachts solltest du außerdem, wenn möglich, das Fernlicht einschalten, um Tiere auf der Straße frühzeitig zu erkennen.

In welchen Gebieten muss ich besonders vorsichtig sein?

Wildtiere bewegen sich vorzugsweise in Waldstücken oder auf Feldern. Manchmal sind Straßenabschnitte, auf denen bekanntlich häufiger Wildtiere auftauchen, durch Warnschilder gekennzeichnet. In diesen Gegenden solltest du die Geschwindigkeit drosseln und besonders aufmerksam sein. Laut Jägern ist besonders auf neu entstandenen Straßen Vorsicht geboten, da sich die Wildtiere erst an die neue Situation anpassen müssen.

Was kann ich tun, wenn mir ein Tier den Weg versperrt?

Wenn du in der Ferne ein Reh oder Wildschwein auf der Straße siehst, solltest du sofort kontrolliert abbremsen. Um zu verhindern, dass das Tier durch den Lichtkegel der Scheinwerfer in eine Schockstarre verfällt, ist es sinnvoll, diese soweit wie möglich abzublenden. Falls sich das Tier trotzdem nicht von der Fahrbahn bewegt, solltest du hupen.

Wichtig: Auf keinen Fall solltest du die Spur wechseln oder aussteigen, denn so würdest du das Tier nur weiter beunruhigen.

Wildunfall? – Schritt-für-Schritt Anleitung

Trotz aller Vorsicht kann ein Wildunfall nicht völlig ausgeschlossen werden. In den meisten Fällen tauchen die Tiere plötzlich auf der Straße auf, wodurch ein Zusammenstoß unvermeidbar ist.

Wichtig: Versuche nicht, den Zusammenstoß durch ein Ausweichmanöver zu verhindern. Durch solche plötzlichen Kursänderungen entstehen besonders viele Unfälle, in die oft auch andere Verkehrsteilnehmer verwickelt werden.

Halte stattdessen das Lenkrad mit beiden Händen gut fest und versuche zu bremsen. Wenn du trotzdem mit dem Tier zusammenstößt, ist es wichtig, dass du einen kühlen Kopf bewahrst und die folgenden Schritte befolgst:

1. Unfallstelle sichern – Auto am Straßenrand abstellen, Warnblinker einschalten und Warndreieck aufstellen. Hier findest du ausführliche Infos zum korrekten Absichern einer Unfallstelle.

2. Polizei informieren – Die Verkehrspolizei muss den Unfall dokumentieren, außerdem wird diese die zuständige Forststelle informieren. Wenn du dies versäumst, verstößt du gegen das Tierschutzgesetz und machst du dich außerdem laut Straßenverkehrsordnung der Fahrerflucht strafbar.


Was passiert mit dem Tier?

Das Tier ist tot. In den meisten Fällen überlebt das Tier den Zusammenstoß mit dem Auto nicht. Zu enorm sind die Kräfte, die bei dem Aufprall entstehen. Falls das tote Wildtier die Fahrbahn blockiert und somit andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, solltest du versuchen, es an den Straßenrand zu ziehen. Berühre das Tier nicht mit bloßen Händen, um die Gefahr von Tollwut zu vermeiden.

Das Tier ist verletzt. Wenn das Tier verletzt ist, solltest du dich nicht nähern. Schmerzen gepaart mit Todesangst machen es gefährlich. Wenn es in den Wald flüchtet, versuche dir die Stelle zu merken und teile sie dem Jagdpächter mit, so dass er das verletzte Tier schneller finden und von seinem Leid erlösen kann.

Wichtig: Ob tot oder verletzt – auf keinen Fall solltest du versuchen das Tier in deinem Auto zu transportieren. Damit verstößt du gegen das Gesetz und machst dich der Wilderei strafbar.


3. Wildschadenbestätigung ausstellen lassen – Sowohl Polizei als auch Jagdpächter können dieses Dokument ausstellen, in dem sie bescheinigen, dass der Schaden an deinem Auto von einem Zusammenstoß mit Haarwild verursacht wurde. Wenn das Tier geflüchtet ist, muss der Unfall anhand von Haarspuren am Auto oder Zeugenaussagen nachgewiesen werden.

4. Kfz-Versicherung informieren – Melde den Schaden schnellstmöglich bei deiner Teil- oder Vollkaskoversicherung und erkundige dich, welche Dokumente du zur Schadensabwicklung einreichen musst.

5. Schaden dokumentieren – Je mehr Beweise du bei der Versicherung einreichen kannst, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Versicherung die Schäden an deinem Auto übernimmt. Deshalb solltest du vor Ort Fotos von deinem Auto, der Unfallstelle und dem Tier machen.

Schadensregulierung – Welche Versicherung zahlt?

Teilkaskoversicherung

Die meisten Teilkaskoversicherungen decken Schäden, die durch Zusammenstöße mit Tieren entstanden sind unter folgenden Umständen ab:

  • Es handelt sich um Haarwild (Reh, Hirsch, Wildschwein usw.)
  • Das Auto war zum Unfallzeitpunkt in Bewegung
  • Das Tier war zum Unfallzeitpunkt lebendig

Gut zu wissen: Die Schäden, die aufgrund eines Ausweichmanövers entstehen, werden in der Regel von keiner Teilkaskoversicherung bezahlt. Eine Ausnahme gilt nur, wenn du einem besonders großen Tier ausgewichen bist. Der Gedanke dahinter: Verkehrssicherheit geht über das Leben eines Tieres. Ausweichen ist daher nur erlaubt, wenn der erwartete Schaden bei einem Zusammenstoß größer ist, als der tatsächliche Schaden, der durch das Ausweichen entstanden ist. Dann gilt dein Ausweichmanöver als „Rettungsmaßnahme“.

Vollkaskoversicherung

In der Regel zahlt die Vollkaskoversicherung nicht nur Wildschäden, sondern auch Schäden, die durch Zusammenstöße mit anderen Tieren verursacht wurden. Auch wenn du dem Tier ausgewichen bist und dein Auto bei dem Ausweichmanöver beschädigt hast, greift die Vollkaskoversicherung.

Einzige Ausnahme: Wenn du zu schnell gefahren bist, kann es sein, dass dein Versicherungsschutz aufgrund von grober Fahrlässigkeit erlischt. Außerdem musst du mit einer Rückstufung deiner Schadenfreiheitsklasse rechnen, wenn du deinen Wildschaden über deine Vollkaskoversicherung abwickelst.

In diesem Artikel findest du weitere Informationen darüber, in welchen Fällen du lieber die Reparatur aus eigener Tasche zahlen solltest, als deine Vollkaskoversicherung zu beanspruchen.


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