Kfz-Versicherung
Kfz-Versicherung nutzen oder selber zahlen?
Clara von der Ropp, 13 März 2018
Wenn es mal kracht im Straßenverkehr, dann springt die Kfz-Versicherung ein. So zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis lohnt es sich nicht immer, die Versicherung zu nutzen.
Der Grund dafür: eine drohende Hochstufung. Doch wann rechnet es sich, selber zu zahlen und wann sollte man lieber die Versicherung einschalten? Fixico klärt auf.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Je länger du unfallfrei fährst, desto höher ist deine Schadenfreiheitsklasse (SF) und desto niedriger sind deine Versicherungsprämien
- Wenn du einen Unfallschaden meldest, steigst du in eine niedrigere SF ab und musst jahrelang höhere Prämien zahlen
- Deswegen lohnt es sich meist, Reparaturen bis zu 1000 Euro selber zu zahlen um eine Höherstufung zu vermeiden
Haftpflicht, Voll- oder Teilkasko? Welche Versicherung ist für welche Schäden zuständig?
Wenn ein Auto beschädigt wird, gibt es im Grunde drei verschiedene Versicherungen, die die Reparaturkosten (zum Teil) übernehmen können: Haftpflichtversicherung, Vollkasko und Teilkasko. Natürlich übernehmen Haftpflichtversicherungen lediglich Schäden an fremden Wagen, die du verursacht hast. Teilkaskoversicherungen nur decken nur Schäden an deinem Auto ab, für die du als Besitzer keine Schuld trägst. Lediglich Vollkaskoversicherungen übernehmen auch Reparaturkosten für selbstverschuldete Unfälle am eigenen Auto. Doch was sind die Konsequenzen, wenn du einen Unfall über die Versicherung abwickelst?
Schadenfreiheitsklassen – Was bedeutet Hochstufung?
Haftpflicht- und Vollkaskoversicherungen nutzen ein System von Schadenfreiheitsklassen (SF), um die Prämien zu berechnen. Das bedeutet: je länger du unfallfrei fährst, desto höher wirst du eingestuft und desto niedriger ist deine jährliche Versicherungsprämie.
Als Fahranfänger beginnst du mit SF 0. Die jährliche Prämie ist relativ hoch. Doch mit jedem unfallfreien Jahr stijegst du eine SF auf. Die höchstmögliche SF ist 35 und kann nach 35 unfallfreien Jahren erreicht werden. Die jährliche Prämie ist dann nur noch ein Bruchteil des ursprünglichen Beitrags.
Wenn du allerdings die Haftpflicht- oder Vollkaskoversicherung in Anspruch nimmst, steigst du in eine niedrigere SF ab und musst höhere Beiträge zahlen.
Achtung: Üblicherweise gibt es bei der Teilkaskoversicherung keine Schadenfreiheitsklassen, da diese Versicherung keine Unfallschäden abdeckt.
Was sind Rabattretter oder Rabattschutz?
Nach vielen unfallfreien Jahren gewähren einige Versicherungen einen so genannten Rabattretter. Dieser schützt die Prämie im Falle eines Unfalls, verhindert die Rückstufung in eine niedrigere SF allerdings nicht.
Diese Funktion erfüllt ein Rabattschutz, der eine Rückstufung verhindert, für den du allerdings tiefer in die Tasche greifen musst.
Und was ist mit der Selbstbeteiligung?
Die Selbstbeteiligung ist eine andere Möglichkeit, um die Versicherungsprämie zu senken. Sowohl Teil- als auch Vollkaskoversicherungen bieten die Möglichkeit bei einem Schadensfall einen gewissen Betrag selber zu übernehmen und dafür eine geringere jährliche Prämie zu zahlen.
Beachte: Haftpflichtversicherungen bieten keine Selbstbeteiligung an, da es um die Instandsetzung von Schäden an einem fremden Auto geht.
Bagatellschaden – Bis zu dieser Höhe solltest du besser selber zahlen
Wegen drohender Hochstufung und anfallender Selbstbeteiligung fragen sich viele Autobesitzer, ob es sich lohnt, die eigene Kfz-Versicherung zu nutzen oder ob sie die Kosten nicht lieber selber übernehmen sollten.
Du solltest dir folgende Fragen stellen:
Wie hoch ist meine Selbstbeteiligung?
Wenn die Reparaturkosten niedriger als deine Selbstbeteiligung sind, lohnt es sich nicht den Schaden bei der Kfz-Versicherung zu melden. In diesem Fall solltest du die Reparatur selber bezahlen.
Wie teuer ist die Hochstufung?
Wenn die Reparaturkosten höher als deine Selbstbeteiligung sind, solltest du durchrechnen, um wie viel deine Prämie ansteigt, wenn du die Versicherung in Anspruch nimmst.
FOCUS Online hat zusammen mit dem Verbraucherportal Verifox diesen Beispielfall durchgerechnet:
Ein Autofahrer befindet sich nach vielen unfallfreien Jahren in Schadensfreiheitsklasse SF 25 und zahlt jährlich 150 Euro für seine Haftpflicht- und 200 Euro für seine Vollkaskoversicherung.
Doch dann hat er einen selbstverschuldeten Unfall, bei dem ein anderes Auto beschädigt wird und im gleichen Jahr wird sein eigenes Auto von Dieben aufgebrochen. Er nimmt beide Versicherungen in Anspruch.
Als Konsequenz wird er in seiner Haftpflicht auf SF 4 und in seiner Vollkasko auf SF 6 zurückgestuft. Für die nächsten zehn Jahre zahlt er nun jährlich 531 Euro für seine Haftpflicht- und 472 Euro für seine Vollkaskoversicherung.
Fazit: Es dauert mehrere Jahre oder Jahrzehnte, bis man seine ursprüngliche SF wieder erreicht. Du solltest deswegen prüfen, wie teuer deine Prämie nach der Höherstufung wird und wie lange es dauert bis du wieder deine ursprüngliche SF erreichen kannst.
Experten raten: Wenn es sich um einen Schaden unter 1000 Euro handelt, sollte man die Kosten selber tragen und eine Höherstufung vermeiden.
Woher weiß ich, wie viel die Reparatur kostet?
Für diese Überlegungen musst du natürlich wissen, wie viel die Instandsetzung deines Schadens in etwa kosten wird.
Das Problem: Gutachten sind nicht günstig und die Werkstatt bei dir ums Eck erstellt eher ungern einen unverbindlichen Kostenvoranschlag.
Die Lösung: In diesem Fall lohnt es sich, unabhängige Online Vergleichsportale wie Fixico zu nutzen.
Wie funktioniert das?
Du machst drei Fotos von deinem Schaden und schickst sie zusammen mit einer kurzen Beschreibung an Fixico. Schadensexperten überprüfen die Anfrage kostenlos auf ihre Vollständigkeit und leitet sie dann an Werkstätten in deiner Umgebung weiter. Von diesen Werkstätten erhältst du innerhalb weniger Stunden mehrere Angebote mit Fixpreisen.
Basierend auf diesen Preisen kannst du dir überlegen, ob du die Kosten selber tragen möchtest oder doch deine Kfz-Versicherung in Anspruch nehmen möchtest. Hol dir jetzt kostenlos und unverbindlich Angebote mit Fixpreisen.