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Tipps und Tricks

Ist mein Auto von Diesel-Fahrverboten betroffen?

Clara von der Ropp, 4 Oktober 2018

Diesel-Fahrverbot: Was steckt dahinter und bin ich betroffen?

Ein Diesel-Fahrverbot in deutschen Großstädten? Noch vor einigen Jahren, wäre diese Aussage mit einem Lachen abgetan worden - doch wie sich bereits im Jahr 2017 angekündigt hat, wird genau dies zur bitteren Realität für so manch einen Autobesitzer.

Aufgrund der erheblichen Schadstoffbelastung durch Abgase in einigen Innenstädten werden schon bald Fahrverbote für Diesel, aber auch einige Benziner eingeführt, um die Luftqualität zu verbessern und den Schadstoffausstoß zu minimieren.

Gibt es keine Alternative zu Diesel-Verboten?

Laut des Verwaltungsgericht Wiesbaden, nein. Die Diesel-Verbote sollen hauptsächlich bei der Reduzierung von Stickstoffdioxid-Emissionen helfen. Stickstoffdioxid trägt erheblich zu Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen bei.

Anfang 2019 sollen in Frankfurt und Stuttgart die ersten Fahrverbote für einige Kraftfahrzeuge eingeführt und fortan ausgeweitet werden. In Hamburg ist bereits seit Ende Mai ein Fahrverbot gebietsweise aktiv. Allerdings weisen auch rund 37 weitere Städte eine zu hohe Stickoxid-Belastung auf und sind daher von künftigen Fahrverboten bedroht.


Da jede Stadt oder Kommune eigenständig für die Umsetzung des Diesel-Verbotes verantwortlich ist, gibt es in jeder Stadt andere Kriterien für die Durchfahrt einer Verbotszone. Die Verbote können unter anderem auf verschiedene Fahrzeugtypen und Gebiete bezogen werden.

(Stand 04.10.2018)

Fahrverbot Frankfurt

In Frankfurt tritt ab 2019 ein großflächiges Verbot in Kraft. Hier sind im Gegensatz zu anderen Städten auch Benziner der Euro-Norm 1 und 2 von den Verboten betroffen.

Durchfahrt für → Ab 1.02.2019: Diesel der Euro-Norm 5 und 6
→ Ab 1.09.2019: Diesel der Euro-Norm 6
Gebiet Stadtgebiet Frankfurt, innerhalb des Autobahnrings
Ausnahmen Keine



Fahrverbot Stuttgart

Ab Januar 2019 sollen alle Fahrzeuge, die die Euro-Norm 5 nicht erfüllen, aus der Stuttgarter Innenstadt verbannt werden.

Durchfahrt für Bis 2020: Euro-Norm 5 und 6
Ab 2022: Euro-Norm 6
Gebiet Gesamte Stadt Stuttgart
Ausnahmen Anwohner (bis März 2019), Handwerker, Baufahrzeuge, Lieferanten



Fahrverbot Hamburg

In Hamburg wurde bereits die erste Diesel-Verbotszone eingeführt. Seit Ende Mai 2018 sind zwei Straßen der Hamburger Innenstadt nur noch begrenzt befahrbar.

Durchfahrt für Euro-Norm 5 und 6
Gebiet 600 Meter der Max-Brauer-Allee, sowie die gesamte Stresemannstraße
Ausnahmen Stresemannstraße bisher nur auf LKW bezogen



So findest du heraus, ob du von Fahrverboten betroffen bist:

Um herauszufinden, ob du von den drohenden oder bereits eingeführten Diesel-Fahrverboten in deutschen Innenstädten betroffen bist, ist es wichtig, die Schadstoffklasse deines Autos zu kennen.

Was sind überhaupt Schadstoffklassen und vor allem, wie finde ich heraus unter welche mein Auto fällt?

Schadstoffklassen

Anhand ihrer Emissionen und der daraus resultierenden Schadstoffbelastung, werden Fahrzeuge in Schadstoffklassen eingestuft. Eine Schadstoffklasse lässt sich anhand verschiedener Schlüsselnummern im Fahrzeugschein oder anhand der farbigen Feinstaubplakette ermitteln.

Die Schadstoffklasse ist nicht nur relevant bei den zukünftigen Fahrverboten oder beim Befahren einer Umweltzone, sondern auch für die Höhe der KFZ-Steuer. Logischerweise haben Autos mit wenig Emissionen steuerliche Vorteile. Die KFZ-Steuer für Diesel der Schadstoffklassen Euro 4, Euro 5 und Euro 6 liegt momentan bei circa 15€. Ein Diesel mit der Schadstoffklasse Euro 1 kostet circa das doppelte.

Merke: Je höher die Schadstoffklasse, desto geringer ist die Umweltbelastung, desto günstiger ist die KFZ-Steuer.


Du kannst die Schadstoffklasse deines Autos anhand von Schlüsselnummern im Fahrzeugschein oder gegebenenfalls auch durch das Datum der Erstzulassung ermitteln.


Schlüsselnummern

Um die Schadstoffklasse deines Autos zu bestimmen, findest du aufschlussreiche Schlüsselnummern in deinem Fahrzeugschein. Anhand dieser Nummern ist eine genaue Einteilung in eine Euro-Norm möglich.

Wo finde ich die Schlüsselnummer?

Entweder:
Wenn die Erstzulassung vor dem 1. Oktober 2005 stattgefunden hat: unter "Schlüsselnummer – zu 1" in der linken oberen Ecke des Fahrzeugscheins.

Oder:
Wenn die Erstzulassung nach dem 1. Oktober 2005 stattgefunden hat: Zulassungsbescheinigung Teil 1, Feld 14.1.

Schadstoffklasse Schlüsselnummer
Euro 6 36N0 bis 36Y0
Euro 5 35A0 bis 35M0
Euro 4 32, 33, 38, 39, 43, 62-70
Euro 3 30, 31, 36, 37, 42, 44-61
Euro 2 25-29, 34, 35, 40, 41, 49, 71
Euro 1 01-04, 09, 11-14, 16, 18, 21, 22, 77
Weitere 00, 05-08, 10, 15, 17, 19, 20, 23, 24, 88



Merke: Wenn im Fahrzeugschein eine Zahl zwischen 00 und 88 steht, fällt dein Auto in die, von den Fahrverboten betroffenen, Schadstoffklassen (Euro 1 bis 4).


Erstzulassung

Im Gegensatz zu den eindeutigen Schlüsselnummern gibt die Erstzulassung nur bedingt Aufschluss über die Schadstoffklasse. Trotzdem ist die Erstzulassung deines Fahrzeuges ein Richtwert, an dem du dich beim Ermitteln deiner Schadstoffklasse orientieren kannst.

Schadstoffklasse Erstzulassung
Euro 6 Ab 01.09.2015
Euro 5 Ab 01.01.2011
Euro 4 Ab 01.01.2006
Euro 3 Ab 01.01.2001
Euro 2 Ab 01.01.1997
Euro 1 Ab 01.01.1993



Feinstaubplaketten

Seit 2008 zieren farbige Feinstaubplaketten die Windschutzscheiben der deutschen Autos. Um die Luftqualität in stark befahrenen Gegenden zu verbessern, wurden sogenannte Umweltzonen eingeführt. In diese Zonen dürfen teilweise nur Fahrzeuge mit einer bestimmten Plakette (oftmals auf die grüne Plakette beschränkt) einfahren.

Im August 2018 gab es landesweit rund 60 Umweltzonen, die nur mit einer grünen Plakette passiert werden dürfen.

Die Plaketten erhält man beispielsweise vom TÜV oder bei der Dekra. Wichtig ist, dass das angegebene Kennzeichen auf der Plakette mit dem des Fahrzeuges übereinstimmt.

Man unterscheidet (momentan) vier Schadstoffgruppen:

1. Keine Plakette
Fahrzeuge mit Ottomotor und ohne Katalysator sind bei der Verteilung von Feinstaubplaketten leer ausgegangen: Sie erfüllen Euro-Norm 1 oder geringer und dürfen daher keine Umweltzone befahren.

2. Rote Feinstaubplakette
Autos mit der Schadstoffklasse Euro-Norm 2 sind ausschließlich Dieselfahrzeuge und erhalten die rote Feinstaubplakette. Damit gilt in den meisten Umweltzonen ein Fahrverbot.

3. Gelbe Feinstaubplakette
Die gelbe Plakette erhalten Dieselfahrzeuge mit der Euro-Norm 3. Bei dieser Plakette gibt es bisher kein gemein gültiges Fahrverbot in Umweltzonen.

4. Grüne Feinstaubplakette
Mit der grünen Feinstaubplakette hat man freie Fahrt in allen Umweltzonen. Die Fahrzeuge erfüllen die Schadstoffklasse Euro-Norm 4 und besser.

Aufgrund der Einführung von Diesel-Fahrverboten steht nun außerdem die Einführung einer Blauen Feinstaubplakette in der Diskussion. Diese soll nur für Autos der neuesten Euro-Norm 6 verfügbar sein, da diese am wenigsten schädliche Stickoxide produzieren. Noch 2018 soll die blaue Plakette für das Fahren in Diesel-Verbotszonen eingeführt werden. Dadurch soll die eindeutige Unterscheidung von Euro 6 Fahrzeugen möglich gemacht werden.

Egal, ob blaue oder grüne Umweltzone: Sollte man sich nicht an das Fahrverbot in Umweltzonen halten, riskiert man ein saftiges Bußgeld in Höhe von 80€.

Merke: Ohne oder mit roter Plakette darf man keine Umweltzonen befahren. Die gelbe Plakette hat eingeschränkte und die grüne uneingeschränkte Zufahrt zu Umweltzonen.


Umweltprämie

Neuerdings hat sich anstatt der Abwrackprämie nun die sogenannte Umweltprämie etabliert. Das Prinzip klingt einfach: Einen alten, emissionsreichen Diesel beim Hersteller in Zahlung geben und eine umweltfreundliche Alternative erhalten (mit Zuzahlung versteht sich).

Allerdings muss man einige Bedingungen erfüllen, um sich wirklich für die Zahlung einer Umweltprämie zu qualifizieren. Grundsätzlich muss das Auto Euro-Norm 1, 2, 3, oder 4 besitzen.

Der ADAC hat eine genaue Auflistung der 15 meistverkauften Fahrzeugmarken und deren Kriterien für die Umweltprämie bereitgestellt.

Merke: Um die Umweltprämie zu erhalten, muss das Fahrzeug Euro-Norm 4 oder schlechter aufweisen. Die Höhe der Prämie variiert je nach Fahrzeug.


Kann ich noch einen Diesel kaufen?

Die Vor- und Nachteile eines Dieselmotors, im Vergleich zum Benziner:

Vorteile

  • Niedrigere Energiesteuer
  • Benötigt weniger Sprit
  • Günstigeres Tanken (bis zu 20 Cent pro Liter)
  • CO2-Ausstoß ist geringer

Nachteile

  • Höhere KFZ-Steuer
  • Grüne Umweltplakette nicht selbstverständlich
  • Schadstoffbelastung in Form von Stickoxiden ist höher
  • Drohende Fahrverbote

Fazit: Welche Zukunft hat der Diesel in Deutschland?

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Dieselfahrzeug aus kostengründen trotzdem lohnenswert ist - für manche!

Insbesondere für Pendler, die große Strecken zurücklegen, ist ein selbstzündender Dieselmotor günstig. Um allerdings auch in den nächsten Jahren vor weiteren Verkehrsverboten geschützt zu sein und seinen Teil zum Umweltschutz beizutragen, sollte man eher auf den Kauf eines Dieselfahrzeuges verzichten.

Die grüne Alternative zum Diesel

Tatsächlich ist der Umstieg auf ein Elektroauto nicht nur gut für das Gewissen und die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel! Bis zu 4.000€ Förderungsgelder erhält man vom Staat. Noch bis Ende 2020 gilt eine 5-jährige KFZ-Steuerbefreiung bei der Erstzulassung eines Elektroautos. Solltest du also schon länger mit dem Gedanken spielen, dir ein Elektroauto anzuschaffen: Bis zum 31. Dezember 2020 lohnt es sich doppelt.

Merke: Für langstrecken Fahrer, die wenig in Innenstädten verkehren lohnt sich ein Diesel aus Kostengründen. Die Zukunft sind allerdings Elektrofahrzeuge: ohne Umweltbelastung und daher 5 Jahre steuerfrei.


Einigung im Diesel-Streit?

Erst diese Woche hat die Politik bekannt gegeben, zu einer Einigung im Diesel-Streit gekommen zu sein - nur einige Autohersteller scheinen von der Entscheidung nicht allzu erfreut zu sein. Durch die beschlossenen Maßnahmen sollen Diesel-Fahrverbote in betroffenen Städten vermieden werden.

Prämie bei Neuwagenkauf

Die große Koalition hat entschieden. Nicht die Besitzer von Dieselfahrzeugen sollen die Konsequenzen tragen, sondern die Autobauer. Zwischen 5000€ und 10000€, je nach Marke und Modell, wird Autofahrern beim Kauf eines neuen, emissionsarmen Fahrzeuges zugesichert.

Hardware-Nachrüstungen umstritten

Autohersteller sind der Meinung, die effektivste Lösung zur Luftqualitätsverbesserung sei der Austausch von Fahrzeugen. Die Politik fordert allerdings zusätzliche Nachrüstungen. Daimler und Volkswagen erklären sich dazu bereit, auch die anfallenden Kosten für Nachrüstungen zu tragen. BMW und Opel sind davon nicht allzu begeistert und bestehen auf Umtäusche von betroffenen Autos.

Gibt es jetzt doch kein Fahrverbot für Diesel-Autos?

Nun ja, die beschlossenen Maßnahmen sollen zwar die anstehenden Diesel-Verbote verhindern. Allerdings sieht es bisher so aus, als würden die bereits beschlossenen Fahrverbote trotzdem vorerst umgesetzt werden, um die Stickoxidbelastung zu senken.


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